Bemerkungen zum Dokument

Feldmarschall Blücher kränkelte nach 1815 immer öfters, so dass er regelmäßig zur Kur gehen musste. Im Sommer 1819 befand er sich wieder zu einem Erholungsaufenthalt in Karlsbad, wo er u.a. mit dem Fürsten Schwarzenberg zusammentraf. Voller Todesahnungen kehrte er nach Krieblowitz zurück. Schon vorher hatte er geäußert: "Ich bin am Abend meines Lebens, und ich fürchte die Nacht nicht!"

Ende August, kaum aus Böhmen auf sein Gut zurückgekehrt, wurde er schwerkrank. Blüchers Angehörige ließen deshalb den Medizinalrat Dr. Wendt aus Breslau kommen. Aber der Kranke weigerte sich, die verordnete Arznei zu nehmen. "Für den Tod kein Kraut gewachsen ist!" sagte er, "lasst mich in Frieden!" Nun holte man noch den Regimentsarzt Dr. Bieske aus Berlin herbei. Aber auch er konnte trotz seines Vertrauensverhältnisses zum Feldmarschall bei diesem nichts erreichen.

Am 5. September 1819 sandte der preußische König, der gerade in Schlesien weilte, seinen Generaladjutanten v. Witzleben nach Krieblowitz, um sich nach dem Befinden Blüchers zu erkundigen. Die Ärzte versicherten Witzleben, dass sie den Zustand des Feldmarschalls noch nicht als rettungslos ansahen. Aber der Kranke selbst sagte: "Ich weiß, dass ich sterbe, denn ich fühle es besser, als die Ärzte meinen Zustand beurteilen können. Ich sterbe gern, denn ich bin nichts mehr nutz. Sagen Sie dem Könige, dass ich treu für ihn gelebt habe und treu für ihn sterbe." Auch trug er dem General auf, "Seiner Majestät für alles ihm erwiesene Gute zu danken, Höchstihrem Wohlwollen seine Gemahlin zu empfehlen, auch zu bitten, dass er ohne Gepränge, auf dem Felde, an der von ihm näher bezeichneten Stelle, am Wege von Krieblowitz nach Kanth, unter den daselbst stehenden drei Linden beerdigt würde."

Am nächsten Tag kam der Monarch selbst nach Krieblowitz und besuchte den Kranken in seinem Zimmer. Friedrich Wilhelm III. versicherte Blücher seine herzliche Anteilnahme, sprach voller Anerkennung von seinen Verdiensten um den preußischen Staat und ermahnte ihn, dem Rat der Ärzte zu folgen und die Hoffnung auf Genesung nicht aufzugeben. Aufs höchste gerührt, stammelte der Greis Worte des Dankes, blieb jedoch bei seiner Überzeugung, dass sein Ende nahe sei. Er empfahl noch einmal seine Gattin der Fürsorge des Königs. Der Abschied des Monarchen von dem todkranken Feldherrn war sehr bewegend.

Unter den Personen, die am Krankenbett Blüchers weilten (siehe Abb. S. 10), befand sich auch sein langjähriger Adjutant und bewährter Kampfgefährte Graf Nostitz, der, wenn es möglich gewesen wäre, gern auch jetzt, wie einst bei Ligny, sein eigenes Leben für das des Fürsten gegeben hätte. Blücher sagte zu ihm: "Nostitz, Sie haben manches von mir gelernt, jetzt sollen Sie auch von mir lernen, wie man mit Ruhe stirbt."

Es ist nun zu vermuten, dass er im Anschluß an den Besuch des Königs entweder dem Grafen Nostitz oder einem der anderen an seinem Krankenbett verbleibenden Personen die hier zum Abdruck gebrachten "Abschiedsworte an seine Kriegskameraden" in die Feder diktierte. Inhalt und Stil entsprechen dem allseits bekannten Ausdruck des Feldmarschalls (Orthographie, Grammatik und Interpunktion der Originalvorlage wurden beibehalten!).

Blücher wurde nun immer schwächer, aber auch immer ruhiger und in sein Schicksal ergeben. Mit dem Schwinden der Kräfte ließen auch die Schmerzen nach. So verbrachte er die nächsten Tage meist in einem schlafähnlichen Zustand. Der greise Feldherr verstarb am 12. September 1819 um 22.00 Uhr in seinem siebenundsiebzigsten Lebensjahr. Er hinterließ eine trauernde Witwe, mit der er keine Kinder gehabt hatte; aus erster Ehe zwei Söhne, die Grafen Franz und Gebhard, die beide als Offiziere im preußischen Heer dienten, und eine Tochter, die erst mit einem Grafen von der Schulenburg verheiratet war, später den Grafen von Asseburg heiratete.

Der Tod des Fürsten Blücher von Wahlstadt löste in Ganz Preußen und darüber hinaus in den anderen deutschen Staaten sowie in Großbritannien, den Niederlanden und Rußland große Trauer aus. Die bei Breslau zu den Herbstmanövern versammelten preußischen Truppen zogen unmittelbar nach dem Bekanntwerden des Todes von Blücher nach Krieblowitz und weihten dort mit einem militärischen Zeremoniell die Grabstätte ein, die sich der Feldmarschall selbst ausgewählt hatte. Das ganze preußische Heer trug auf Befehl des Königs acht Tage lang den schwarzen Trauerflor. Der Leichnam Blüchers wurde einbalsamiert und einstweilen in der Kapelle zu Woischwitz beigesetzt, im Oktober 1820 dann mit großen militärischen Ehren in das bis dahin fertiggestellte Erdbegräbnis unter den drei Linden bei Krieblowitz umgebettet.

Dr. Frank Bauer
 
 
Gruft

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